Ansichten

Friedensliteratur: Frieden
Friedensliteratur: Ansichten

Ich bin der Meinung, dass organisierter Krieg nichts mit persönlichen Streitigkeiten zu tun hat, auch wenn ich diese manchmal, wie in Gilhaus: "Der Adler" oder in Zwerenz "Nicht alles gefallen lassen"  oder Astrid Lindgren: "Niemals Gewalt" als Metapher verwendet habe. Vielmehr bin ich entsetzt, wenn ich die heutigen Kriegswirren beobachte, wie sehr die Aussagen des Erasmus von Rotterdam aus dem 16. Jahrhundert noch gelten:

 

"Es ist beschämend, daran zu denken, aus welch geringen, welch läppischen Gründen Machthaber die Menschheit in den Krieg treiben. Hier irgendein veralteter oder fauler Titelanspruch, der gefunden oder erfunden wurde. Als ob es tatsächlich so groß zählte, wer die Regierung leitet, wenn nur für das Volkswohl recht gesorgt wird. Dort streitet einer um irgendetwas, das in einem Vertrag mit hundert Abschnitten übergangen wurde. Da ist jemand für seine Person erbittert wegen einer zu freimütigen Äußerung. Das Frevelhafteste von allem betreiben die despotischen Ränkespieler, die, ...., insgeheim bezahlte Kriegsaufrührer anstiften, wodurch sie zugleich freundschaftliche Bindungen vereiteln und auch das unglückliche Volk ungehemmter ausplündern können."

 

Ich kann nur die Aussage von Erasmus von Rotterdam wiederholen, die ich aus vielen hilflosen Mündern gehört habe:

 

"Wollte ein guter Staat nur die Hälfte seines Kriegsbrennholzes zum Bauholz des Friedens verbrauchen; wollt´ er nur halb so viel Kosten aufwenden, um Menschen, als um Unmenschen zu bilden, und halb so viel, sich zu entwickeln, als zu verwickeln: wie ständen die Völker ganz anders und stärker da!"

 

Barbara Schwarz

Friedensliteratur: Frieden
Friedensliteratur: eine Ansicht

Hier die Ansicht von Barbara Schwarz:

 

Friedensliteratur:

Ich habe einiges gelesen: "Die 40 Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel. Karl Kraus und Kurt Tucholsky, Victor Klemperer ("LTI"), Angelika Schrobsdorff ("Jerusalem war schon immer eine schwere Adresse"), Manes Sperber ("Wie eine Träne im Ozean"), Leo Tolstoi ("Krieg und Frieden") sind ebenfalls lesenswert.
"Frieden" und dessen Gegensätze bedeutet ein ganz breites Spektrum für mich:
Frieden in der kleinsten Zelle - der Zweierbeziehung     - Kleinkrieg, Geschlechterkampf
Frieden in der Familie             -    Geschwisterkampf
Frieden im Dorf               -    Nachbarstreit
Frieden in der Stadt            -    Milieukämpfe
Frieden im Bezirk            -    Konkurrenzkampf
Frieden im Bundesland (Kanton...) -    dito
Frieden im Land              -    Parteienkampf
Frieden zwischen Völkern      -    Nationalismus
Frieden zwischen Rassen       -    Snobismus, Konkurrenzkampf
Frieden am Kontinent       -    Snobismus, Nationalismus                     -
Frieden zwischen Kontinenten -    dito
Frieden im All                  -    Kampf um Vormachtsstellung
Frieden im Kindergarten        -    Abgrenzungsstreitigkeiten
Frieden in Schulen              -    Mobbing, Brutalität; Machtstreben
Frieden im Berufsalltag          -    dito
etc. etc.

Was den großen, politischen Frieden angeht - kein Land in Sicht - trotz m.E. recht zaghafter Ansätze - wir sind bisher nicht sehr weit gekommen. Zum Nachdenken regt Literatur wohl an - jedoch lesen die Wenigsten der Verfechter von "Wir sind wir und kommen zuerst" und Konsorten solche Bücher - die lesen nur die, die ohnehin so denken wie wir. Das ist das Deprimierende daran. Immerhin zeigt die Veröffentlichung solcher Werke und deren Verbreitung doch vom Willen Einzelner zu Friede und Gewaltlosigkeit. Menschen wie Gandhi, Martin Luther King, Albert Schweizer, Nelson Mandela und andere prägten zeitlebens ihre Umgebung und hatten eine große Ausstrahlung - aber eben nur, solange sie lebten und eine gewisse Zeit über den Tod hinaus - aber all ihre Bestrebungen gingen wieder zugrunde oder fanden zuwenig Epigonen.

Ich bin gewiss nicht für Zensur, aber unsere heutige Medienwelt propagiert leider völlig ungleichgewichtig meist das Negative - und die Medien sind - bewusst und unbewusst - unsere Meinungsmacher. Ich merke ja selbst, wie die tägliche Folter der Nachrichten (die ich zeitweise vermeide) meine Grundbefindlichkeit verschlechtert, auf der ich dann noch mit meinen persönlichen Schwierigkeiten fertig werden muss.  In der Psychologie gibt es Begriffe wie "positive" bzw. "negative Verstärkung" - man kann sich leicht ausrechnen, wo heute der Schwerpunkt liegt - die meisten Medien agieren nach dem Motto "Bad News are Good News and sells". Die Meldungen müssten ausgeglichen sein - 50 % gute und 50 % schlechte Nachrichten - das wäre mal ein Anfang. Dass viele junge Menschen keine Vorbilder mehr haben, die ihnen positive Beispiele vorleben, indem sie kindliches/jugendliches Fehlverhalten nicht über- und Wohlverhalten hoch bewerten (Lob spornt an, Tadel oder gar Strafe macht mutlos), ist ein Problem, das weitere Schwierigkeiten nach sich zieht. Da fängt es an...

Frieden: Ansicht
Frieden: Ansicht
Friedensliteratur: Die Waffen nieder - Niemals Gewalt
Friedensliteratur: Nie wieder Krieg - Niemals Gewalt

Ich bin nicht der Meinung, dass Kriege durch Wohlverhalten von Jugendlichen vermieden werden können. Aber vielleicht hat Blanka Trunitschek Recht, wenn sie sagt: „Die Politik muss den Anstoß von der Basis bekommen.“ So ähnlich drückt es ja auch Brecht aus (wenn der Ausspruch von ihm stammt): „Stellt euch vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“ oder Wolfgang Borchert: „Da gibt´s nur eins: Sag NEIN!“

Quellen

BILD 3 und Bild 4 von BARABRA SCHWARZ

Erasmus von Rotterdam: "Die Klage des Friedens"   Diogenes Verlag Zürich 1998

 

Schwarz, Barbara: "Friedensliteratur" SdS Hamburg 2014

Trunitschek, Blanka: "Verantwortung" SdS Hamburg 2014

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Adagia

190714

http://de.wikipedia.org/wiki/John_Colet

120814

Erasmus von Rotterdam: http://www63.jimdo.com/app/s9f0cd336e839d7fc/p05ab612ed3d0204e?safemode=0&cmsEdit=1

 

Borchert:

http://www63.jimdo.com/app/s9f0cd336e839d7fc/p2be8dce82e9fa040?cmsEdit=1

 

Brecht:  http://de.wikipedia.org/wiki/Bertolt_Brecht

 

Alle: 9.9.14