Ricarda Huch

Mahnung zum Frieden
Anti-Kriegsliteratur

 

 

 

 

 

 

Frieden

Von dem Turme im Dorfe klingt
ein süßes Geläute;
man sinnt, was es deute,
dass die Glocke im Sturm nicht schwingt.
Mich dünkt, so hört ich's als Kind;
dann kommen die Jahre der Schande;
nun trägt's in die Weite der Wind ,
Dass Friede im Lande .

Wo mein Vaterhaus fest einst stand,
wächst wuchernde Heide;
ich pflück, eh ich scheide,
einen Zweig mir mit zitternder Hand.
Das ist von der Väter Gut
mein einziges Erbe;
nichts bleibt, wo mein Haupt sich ruht,
bis einsam ich sterbe.

Meine Kinder verwehte der Krieg;
wer bringt sie mir wieder?
Beim Klange der Lieder
feiern Fürsten und Herren den Sieg.
Sie freuen sich beim Friedensschmaus,
die müßg'en Soldaten fluchen - .
Ich ziehe am Stabe hinaus,
eine Bleibe mir suchen.

Quellen

Nach Huch, Ricarda: "Frieden" In: Rauch, Gertrude: "Was bleibet aber, stiften die Dichter" Deuticke Verlag 1970 Seite 151

 

http://www.gedichte-garten.de/forum/ftopic93-15.html

15.3.14