Der Verkäufer und der Elch

 

Von Franz Hohler

 

Kennt ihr das Sprichwort «Dem Elch eine Gasmaske verkaufen»? Das sagt man im Norden von jemandem, der sehr tüchtig ist, und ich möchte jetzt erzählen, wie es zu diesem Sprichwort gekommen ist. Es gab einmal einen Verkäufer, der war dafür berühmt, dass er allen alles verkaufen konnte. Er hatte schon einem Zahnarzt eine Zahnbürste verkauft, einem Bäcker ein Brot und einem Obstbauern eine Kiste Äpfel. «Ein wirklich guter Verkäufer bist du aber erst», sagten seine Freunde zu ihm, «wenn du einem Elch eine Gasmaske verkaufst.» Da ging der Verkäufer so weit nach Norden, bis er in einen Wald kam, in dem nur Elche wohnten. «Guten Tag», sagte er zum ersten Elch, den er traf, «Sie brauchen bestimmt eine Gasmaske.» «Wozu?», fragte der Elch. «Die Luft ist gut hier.» «Alle haben heutzutage eine Gasmaske», sagte der Verkäufer. «Es tut mir Leid», sagte der Elch, «aber ich brauche keine.» «Warten Sie nur», sagte der Verkäufer, «Sie brauchen schon noch eine.» Und wenig später begann er mitten in dem Wald, in dem nur Elche wohnten, eine Fabrik zu bauen. «Bist du wahnsinnig?», fragten seine Freunde. «Nein», sagte er, «ich will nur dem Elch eine Gasmaske verkaufen.» Als die Fabrik fertig war, stiegen so viel giftige Abgase aus dem Schornstein, dass der Elch bald zum Verkäufer kam und zu ihm sagte: «Jetzt brauche ich eine Gasmaske.» «Das habe ich gedacht», sagte der Verkäufer und verkaufte ihm sofort eine. «Qualitätsware», sagte er lustig. «Die anderen Elche», sagte der Elch, «brauchen jetzt auch Gasmasken. Hast du noch mehr?» (Elche kennen die Höflichkeitsform «Sie» nicht.) «Da habt ihr Glück», sagte der Verkäufer, «ich habe noch Tausende.» «Übrigens», sagte der Elch, «was machst du in deiner Fabrik?» «Gasmasken», sagte der Verkäufer.

Der Verkäufer und der Elch (grossmuetter.ch)

Brigitte Prem: Wenn jeder das hat, was er/sie zum Leben braucht, sollte Frieden möglich sein. Unmäßiges Wachstum ist Diebstahl und Betrug und wird früher oder später bestraft werden.