Rilke
Rilke
Szene aus dem dreißigjährigen Kriege
"Du kniest am Markstein, Alter, sprich! -
Das ist kein Heilgenbild!"
"Kein Bild? - Ich bet. - Es faßte mich
das Schicksal gar so wild."
"Hast du kein Haus, hast du kein Land,
das deiner Hände braucht?"
"Das Land zerstampft, das Haus verbrannt,
sieh hin - gewiß - es raucht."
"Was bauts nicht wieder auf dein Sohn
und hilft dir aus der Not?"
"Mein Sohn zog in den Krieg davon,
jetzt ist er sicher tot." -
"Was streicht dir deines Haares Schnee
der Tochter Hand nicht, weich?" -
"Der bracht ein Troßbub Schand und Weh,
da sprang sie in den Teich." -
"So sieh mir ins Gesicht! - Und brach
das Herz dir auch vor Graus ..."
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"Ich kann nicht, Herr, ein Kriegsknecht stach
mir beide Augen aus."
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Nach Rilke: http://gedichte.xbib.de/Rilke_gedicht_Aus+dem+drei%DFigj%E4hrigen+Kriege.htm
Quellen
Rilke, Rainer Maria: Szene aus dem Dreißigjährigen Kriege In: Demel Lindner Heger: "Natur Mensch Technik" Österreichischer Bundesverlag Wien 1981